Konzertjuwel

Oberalteich: Domspatzen begeisterten in der ehemaligen Klosterkirche

Die Regensburger Domspatzen werden sich in Oberalteich fast wie daheim gefühlt haben. Zwar sind der Nachhall und die Raumakustik im Regensburger Dom noch intensiver. Aber die Oberalteicher Akustik ist doch sehr sängerfreunlich: für einen Chro wie auch für die Solostimmen. 

Die Domspatzen und ihr Leiter Christian Heiß hatten nicht nur die Hofkappelle München mitgebracht, sondern auch das Programm vom Auftaktkonzert der Tage Alter Musik Regensburg, die dieses Jahr wieder an den Pfingsttagen stattfinden. Aber 400 Jahre Grundsteinlegung der Oberalteicher Kirche sind Grund genug, ein solches Konzert juwel nochmals aufzuführen. Und als besonderes Bonbon wurde auch das Altarbild " "verwandelt". Das vordere, alltägliche Altarbild wurde abgesenkt. Ein reliefartiges Altrabild erschien und wurde mit einem Sonderapplaus begrüßt. Zwei ca. halbstündige geistliche Werke von Wolfgang Amade` Mozart umrahmten die 67. Sinfonie in G-Dur des Mozart-Freundes Christian Cannabich. Dabei durften die Domspatzen auf den Altarstufen Platz nehmen. Rüdiger Lotter, der Konzertmeister der Hofkapelle, dirigierte diese Sinfonie mit großem Elan. 

Federnd und leichtflüßig
Zu Cannabichs Zeiten war das noch nicht üblich. Das Allegro zog federnd und leichtflüßig vorbei. Das glücklicherweise nicht zu langsame Andante hatte immer wieder schunkelnde Momente. Das rasante Finale überzeugte durch behutsame Piano-Qualitäten. Die "Große Credo Messe", KV 257, überzeugte in jeder Hinsicht. Der bei aller Deutlichkeit weich sich in der Kirche schmiegende Chorklang wurde zum reinen Genuss. Eigene Akzente setzten bei aller Homogenität die Solisten Katja Stuber (Sopran), Dorotheè Rabsch (Alt), Michael Mogl (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass). Beim Sanctus dürfte manche das Vierton-Motiv vom Gebinn des Finales der Jupitersinfonie KV 551 aufgefallen sein, das Mozart bereits im Credo seiner "Kleinen Credo Messe", KV 192, verwendet hatte. Die "Vesperae solennes de confessore", KV 339, wurden zum vielgestaltigen und in seinen Einzelsätzen bestens ausgeloteten Höhepunkt. 

Die Domspatzen, von ihrem unaufgeregt klar dirigierenden Domkapellmeister angespornt, entzückten durchwegs mit ihrem auch textverständlichen Gesang. Die Hofkapelle gefiel mit ihrem alten Insturmenten und den wechselnden Bläserbesetzungen. Katja Stuber war musikalisch und technisch (Triolen beim "Beatus vir") vorzüglich. Ihr im Tempo angenehm schlenderndes "Laudate Dominum" zusammen mit den dabei schattenhaft auftauchenden Domspatzen ein Traum. Als Zugabe gab es das freudvolle "Regina coeli", KV 276. Großer Applaus davor und danach. 

Kristian Kuhnle

Unbenannt 
Foto: Edmund Speiseder

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