Duorecital

Oberalteich: Duo begeisterte

DuorecitalBild links: Vollendeter Genuss - Die junge Geigerin Anne Maria Wehrmeyer, begleitet am Flügel von der Pianistin Anastasia Zorina, begeisterte mit Musik von Klassik bis zu Romantik. (Foto: erö)

Aufgabe wahrer Beethoven-Interpretation, vor allem seines Sonatenwerkes, ist es, in die tieferen Schichten dieser Werke einzudringen, deren Aussagen und Intentionen bestmöglich zu ergründen. Die geistig-philosophischen Aspekte offenbaren sich nicht beim Note für Note abspielen vom Blatt. Das Vertrautmachen mit der Musiksprache Beethovens, unter der Fülle der Eingebungen, gar deren scheinbarer Leichtigkeit, die bei Beethoven nie Selbstzweck sind, den tiefen Sinn zu offenbaren, ist Grundlage guten, durchdachten Beethovenspiels. Das Alter der Interpreten spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, wichtiger ist das Hinführen der Künstler zu den Geheimnissen Beethovenscher Kunst und seiner Musiksprache durch hochkarätige Lehrmeister. Mit „Duorecital“, Anne Maria Wehrmeyer und Anastasia Zorina, erlebten die Besucher des Kulturforums Oberalteich zwei Künstlerinnen, die trotz ihrer Jugend nicht nur das technische Können mitbrachten, vielmehr auch die geistige Dimension der Sonate op. 12 Nr 3, Es-Dur von Ludwig van Beethoven voll zum Ausdruck brachten. Wohldurchdacht das Gegeneinander der Motive, das Hinzufügen neuer Gedanken in der Durchführung, die Leichtfüßigkeit der Coda. Der Expressivität des Allegro con spirito stand das, in den wesentlichen Teilen melodisch-zarte, friedvolle Adagio con molto espressione gegenüber, das zunächst vom Klavier angestimmt, dann von der Violine übernommen wird. Durch nichts wurde das perfekte Zusammenspiel von Klavier und Violine gestört, keines der beiden Instrumente drängte sich störend in den Vordergrund. Mit welch spielerischer Leichtigkeit und feindosiertem Anschlag das Klavierspiel von Anastasia Zorina! Bis ins feinste Detail mit dem Violinspiel Anne Maria Wehrmeyers, nicht nur in den Einsätzen, besonders in den Betonungen und der Ausdruckskraft wirklich fantastisch abgestimmt.

Volle Farbenpracht der Romantik entfalteten Anne Maria Wehrmeyer und Anastasia Zorina in der Sonate op 45 von Edvard Grieg. Der Satzbezeichnung „Romanze“ machte Anne Maria Wehrmeyer alle Ehre! Selten hört man diesen Mittelteil der Sonate mit so viel Gefühl gespielt, ohne dass die Künstlerin jedoch in das Sentimentale abrutschte. Voller Gegensätzlichkeit der musikalischen Charaktere die „Fantasie über Themen aus der Oper „Der goldene Hahn“ von Rimsky – Korsakov, komponiert von Efrem Ziumabalist. Wie in Edvard Griegs Sonate glänzte auch in diesem Werk Anne Maria Wehrmeyer mit fantastischem Violinspiel, voller Ausdruckskraft und reinster Tongebung, das gesamte Spektrum der Giuseppe Testore Geige aus Mailand, um 1710 gebaut, umfassend. Dies bezieht sich nicht nur auf die, bis in höchste Höhen reichende phänomenale Klarheit der Tongebung, bewundernswert vor allem der Farbenreichtum, den Anne Maria Wehrmeyer dem Instrument entlockte. Der Konzertabend im Kulturforum Oberalteich mit dem Duorecital war für Musikkenner und Liebhaber ein vollendeter Genuss!

Theodor Auer


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