Einfach außergewöhnlich


Pressebild Uta Hielscher und Prof. Siegfried Mauser

Außergewöhnliche Zeit, außergewöhnliche Künstler, außergewöhnliches Programm, so lässt sich in Stichpunkten das Konzert im Rahmen des Kulturwald-Festivals im Kulturforum Oberalteich umschreiben. Wie schon der Name sagt: Matinee, also Vormittagskonzert, was jedenfalls in unserer Region nicht allzu häufig ist. Nichtsdestotrotz war der Saal des Kulturforums in Oberalteich sehr gut besucht. Verständlich, wer lässt sich schon ein Konzert mit Professor Dr. Siegfried Mauser entgehen.

Siegfried Mauser am Flügel war jedoch nicht das einzige Highlight, eine weitere, hervorragende Pianistin, Uta Hielscher, hatte Professor Mauser mitgebracht, dazu einen großartigen Violinsolisten, Nachum Erlich, der auch das Kammerorchester der staatlichen Hochschule für Musik, Karlsruhe, leitete. Da sage noch jemand, in der Provinz sei nichts geboten! Über die Qualität dieser drei Solisten und des Orchesters braucht nicht lange diskutiert zu werden, sind sie doch über jeden Zweifel erhaben. Besonders hervorzuheben, eine höchst ausdrucksstarke Sängerin: Anna Lena Denk. Selten hörte man die berühmte Gretchen-Vertonung aus Goethes Faust „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer und Frieden find ich nimmermehr“ mit dermaßen intensivem, sich dramatisch steigerndem Vortrag, verbunden mit voller, klangschöner Stimme.

Zugegeben, für einen Bachkenner, welcher zeitgenössische Interpretationen, die sich weitgehend an historischer Aufführungspraxis orientieren, waren die stark romantisierenden Bearbeitungen zweier Bachkonzerte durchaus gewöhnungsbedürftig. Zu sehr hat man den heute vermeintlich als authentisch geltenden Bach in den Ohren. Doch bemüht man sich, alle Vorurteile hinter sich lassend, in die Max-Reger-Bearbeitungen, vor allem des c-Moll-Konzertes, intensiv hineinzuhören, entdeckt man ganz neue Einblicke in den Kosmos Bach’scher Musik. Bach, wie er in der Zeit des Übergangs von der Spätromantik zur Moderne verstanden wurde. Wesentlich erleichtert wurde dieses Verstehen durch die kurze aber prägnante Einführung durch Professor Mauser. Sowohl der Hörer als auch der Ausführende muss sich bewusst sein, dass historisierende Bachbearbeitungen dem „echten“ Bach diametral entgegenstehen. Andererseits werden gerade die dramatischen und melodiösen Facetten der Musik Johann Sebastian Bachs besonders durch die Bearbeitungen Max Regers in besonderem Maße hervorgehoben. Besonders reizvoll, der Einsatz von zwei Klavieren, die das Klanggeschehen nicht nur auflockerten, sondern die wellenförmig voranschreitenden Steigerungen miterlebbar, mitfühlbar machten. Uta Hielscher und Siegfried Mauser bildeten mit ihren beiden Flügeln eine vollendete Symbiose, getragen von der Violinkunst Nachum Erlichs und dem sehr präzise und klangschön spielenden Kammerorchester der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Johann Sebastian Bach und Max Reger, erlebt aus ganz anderen Blickwinkeln: Eine klangschöne und musikhistorisch hochinteressante Matinee des Kulturwald-Musikfestivals und des Kulturforums Bogen-Oberalteich.

Theodor Auer

 Zeitungsbericht: Konzert fuer zwei Klaviere